Freitagmorgens, 6.35 Uhr. Bei -5°C fahren drei Mitarbeiter der Außenstelle Olpe in das rund 150 km entfernte Geseke. Im nordwestlichen Areal des Städtchens soll ein kleines Einfamilienhaus entstehen. Planungsunterlagen, Karten und Luftbilder zeigen eine noch unbebaute Parzelle inmitten eines Wohngebietes, die nächste archäologische Fundstelle (eisenzeitliche Siedlungsspuren, die 2011 entdeckt worden waren) liegt knapp 300 m weiter südlich. Sicherlich, urgeschichtliche Siedlungen dehnten sich bisweilen hektarweise aus, doch was soll bei diesem baulichen Lückenschluss auf der Fläche eines Einfamilienhauses schon an archäologischer Substanz zu erwarten sein?
Nicht vollends überzeugt, aber durch Entdeckerdrang und die Hoffnung auf milderes Klima beseelt, wird das Sauerländer Mittelgebirge zurückgelassen. Bei Wochenendplanungen und guter Musik geht die Fahrt zügig vonstatten und alsbald starren sechs Augen auf den Ort des Geschehens: Von einer eingezäunten Weide blöken uns ein paar Kamerunschafe einen „Schönen Guten Morgen!“ herüber und aus einem Stall schallt Hühnergegacker an unsere Ohren. Lediglich ein zugefrorener Minibagger zeigt an, dass sich niemand verfahren hat. Wortlos ist man sich einig – was soll das nur werden?
Zum vereinbarten Termin treffen die gutgelaunte Familie des Bauherrn und der Baggerfahrer ein. Schnell ist erklärt, dass – trotz aller Zweifel – die archäologische Begleitung des Oberbodens sinnvoll ist. Hellwegregion bleibt eben Hellwegregion, hier wurde schon „immer“ gesiedelt. Ein Stück des Zaunes ist schnell geöffnet, ohne das eines der Tiere entweicht. Der Baggerbediener begibt sich auf seine archäologische Jungfernfahrt – nicht jeder hatte schon einmal Kontakt mit der Archäologischen Denkmalpflege. Alle folgen. Vollgepackt mit Werkzeug, Vermessungsgerät und Fotoapparat geht es zum ausgepflockten Bauvorhaben. Unter unseren wachsamen Augen wird jetzt die oberste humose Schicht des Bodens abgetragen. Unter dieser treten im Idealfall die Spuren unserer Vorfahren zu Tage. Schaufel für Schaufel wird fast voyeuristisch auf den Boden gestarrt. Nichts passiert.