Ihre Funktion sowie zugleich ein erster Datierungsansatz der einstigen Brücke ergeben sich mit Blick auf die Preußische Uraufnahme, einem von 1836 - 1850 erstellten Kartenwerk im Maßstab 1:25.000. Hier führt eine Chaussee – ein aufgeschütteter Straßendamm bzw. Hochweg – von Nordwesten in die Stadt und wird an unserer Grabungsstelle von einer Brücke unterbrochen. Auffällig ist, dass in der Kartendarstellung das überbrückte, stehende Gewässer keinen Zu- und keinen Ablauf besitzt und sich nur nach Westen, nicht aber nach Osten ausdehnt. Diese Darstellung kann mit dem archäologischen Befund in Einklang gebracht werden: Westlich die Beschalung als Schutz des Joches im Wasser, östlich eine Spundwand als Abschluss zur Aufschüttung der Chaussee.
Im Überflutungsbereich der Lippe kann das Gewässer als eines von mehreren Flutbecken interpretiert werden, die bei Hochwasserspitzen große Wassermengen aufnehmen konnten, so den Wasserspiegel senkten und dafür sorgten, dass eine trockene, nördliche Zuwegung in die Stadt gewährleistet blieb.
Für eine genauere Datierung und damit auch Möglichkeit zur Überprüfung dieser ersten Interpretation wurden mehrere Holzproben geborgen. Mit Spannung erwarten wir nun das Ergebnis der dendrochronologischen Untersuchung, die auch noch ein älteres Datum zu Tage fördern könnte.
Thomas Poggel M.A.