Eine Burgstelle in Hünsborn?

30.10.2020 Carolin Steimer

Wenden-Hünsborn (im Hintergrund), unterhalb einer vermeintlichen „Burgstelle“. Vermessung der Baggersondagen durch die FSJlerin Marleen Korte. – LWL-AfW/F. Geldsetzer

Archäologische Sondagen im Vorfeld geplanter Wohnbebauung

Im südlich gelegenen Hünsborn, einem Ort der Gemeinde Wenden im Kreis Olpe, wurde seit geraumer Zeit die Existenz einer Befestigungsanlage vermutet. Mit Hilfe der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, konnten hierzu nun neue Erkenntnisse gewonnen werden.

Hünsborn, welches erstmalig 1330 urkundlich erwähnt wird, liegt an der östlichen Grenze des ehemaligen Kurfürstentums Köln und damit unweit des sogenannten „Kölnischen / Kölschen Hecks“, auch bekannt als „Siegener Hecke“ oder „Siegener Landhecke“. Diese südöstlich und östlich von Hünsborn verlaufende Landesgrenze zwischen dem katholischen Kurköln (heutiger Kreis Olpe) und dem evangelisch-reformierten Nassau-Oranien (heutiger Kreis Siegen-Wittgenstein) war über Jahrhunderte oft Anlass für Streitereien und sogar Scharmützeln bei der dort ansässigen Bevölkerung. Spätestens ab dem 13. Jahrhundert wurde der Grenzverlauf zum Teil befestigt, wobei es sich dabei weniger um eine linienhafte Grenzverteidigung als vielmehr um Befestigungen in der Nähe von Wegeführungen handelte. Dadurch sollte im ausgehenden Mittelalter bis ins 17. Jahrhundert hinein das Umgehen von (Zoll-)Kontrollen erschwert werden.

Über eine mögliche „Kontrollstelle“ auf Kurkölner Gebiet, wie z.B. einen Wartturm oder eine eventuell noch ältere Burgstelle, wurde für den südlichen Ortsrand von Hünsborn schon länger spekuliert. Die Indizien dafür waren auch recht vielversprechend. Neben Hinweisen aus der Bevölkerung, in Hünsborn gäbe es eine Burg, deutete auch ein Blick in die Preußische Uraufnahme von 1836-1850 in diese Richtung. Die preußischen Kartographen nannten das südliche Gebiet „Auf der Waar“, was in modernem Hochdeutsch als „Auf der Wehr(-anlage)“ interpretiert werden kann. Ein weiterer Hinweis fand sich im digital vorhandenen Kartensatz bei der Betrachtung des ‚Digitalen Geländemodells‘, auf dem ein fast halbkreisförmiges Geländerelief zu erkennen war. Zu guter Letzt war auch die Lage der möglichen Burgstelle verdächtig. Auf einem Hügel verortet, lag sie neben einer alten Straße, die in einem knappen Kilometer weiter östlich zum „Holzklauer Schlag“ führt, einer ehemals mit Schlagbaum ausgestatteten Zollstation des „Kölschen Hecks“.

Unterhalb des Verdachtsfalles soll in nordwestlicher Hanglage eine neue Bebauung entstehen, weswegen die AS Olpe der LWL-AfW vor Baubeginn die Frage einer Befestigungsanlage klären wollte. Dafür wurden auf dem geplanten Baugebiet mehrere Baggersondagen angelegt. Jedoch konnten hierbei keinerlei Spuren, nicht einmal kleinste Kulturanzeiger wie Holzkohlen oder Rotlehmreste, entdeckt werden. Im Laufe der Jahrhunderte wären sicherlich einige Spuren menschlicher Hinterlassenschaften durch Erosionsprozesse hangabwärts und damit in den unweit gelegenen Untersuchungsbereich transportiert worden. Eine Befestigungsanlage ist also auf dem Hügel mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht vorhanden.

Auch das auffällige Geländerelief im Digitalen Geländemodell konnte bei der Maßnahme erklärt werden: ein interessierter Anwohner berichtete, dass die Hügelkuppe einst ein Steinbruch, später eine mittlerweile zugeschüttete Müllkippe war.

Wieder einmal zeigt sich, dass dank der Archäologie ein Stück Regionalgeschichte genauer beleuchtet und offene Fragen geklärt werden konnten.

Fabian Geldsetzer B.A.

 

Literatur:

C. Kneppe, Die Siegener Landhecke. In: P. R. Hömberg u. A. H. Schubert (Red.): Der Kreis Siegen-Wittgenstein. Führer zu archäologischen Denkmälern in Deutschland 25 (Stuttgart 1993), 90-93.

P. Meintz, Das Kölnische Heck im Raum Wenden-Freudenberg. Schriftenreihe des Kreises Olpe 13 (Olpe 1988).

N. Scheele, Grenzstreitigkeiten am Rande des alten Gerichts Wenden (m. Grenzriß von 1819) – Schluß. Heimatstimmen aus dem Kreise Olpe, Folge 48 (Olpe 1962), 112-125.