Diese Kerne dienten den Neandertalern dazu, mittels einer systematischen Bearbeitungsweise möglichst flache Steinsplitter, Abschläge, abzutrennen, die dann zu Werkzeugen weiterbearbeitet wurden. Levallois-Kerne sind also letztlich nur das Abfallprodukt einer komplexen Steinbearbeitung mit dem Ziel, Grundformen für Waffenspitzen und Schlachtgeräte zu gewinnen. Der Kern ist dabei kein „klassischer“ Levallois-Kern, von dem nur ein Zielabschlag abgetrennt wurde, sondern umlaufend mehrere; also eine effiziente Methode der Rohmaterialnutzung.
Damit ist der Neandertaler, der bekannteste aller Urmenschen, erstmals für den Kreis Olpe nachgewiesen!
Während im nördlichen Sauerland, z.B. in den Höhlen des Hönnetales bei Balve, zahlreiche Reste aus der mittleren Altsteinzeit (Mittelpaläolithikum) bekannt sind, fehlten diese bisher aus den südlichsten Bereichen Südwestfalens, einschließlich des Kreises Siegen-Wittgenstein, vollständig. Doch war es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis einem fleißigen Heimatforscher typische Steingeräte aus dieser frühen Zeit in die Hände fallen würden.
Der Neandertaler lebte vor etwa 280.000 bis gut 40.000 Jahren; der Neufund dürfte in die letzte Eiszeit vor vielleicht 80 - 40.000 Jahren gehören. Die Besiedlungsnachweise für den Kreis Olpe reichten bisher nur knapp 10.000 Jahre bis in die Mittelsteinzeit zurück.
Wir können G. Schmelter zu seinem Finderglück nur gratulieren und hoffen, dass auch andere – wieder – vermehrt in seine Fußstapfen treten werden.
Anmerkung zum Web-Link: auf Wikipedia ist u.a. eine nette Animation für einen „klassischen Levalloiskern“ zu finden.
M. Baales