Bemerkenswert ist die weitgehend intakte Stratigraphie. Seit dem hohen Mittelalter wurde das Gelände rund um den Marktplatz nach und nach sprichwörtlich aufgesiedelt. Stellenweise sind bis zu vier zeitlich aufeinander folgende Oberflächen erhalten, die man teilweise mit verrolltem Steinmaterial zu befestigen versucht hatte. Die ältesten Befunde – Pfostengruben und Schwellbalkengräben – sind in den anstehenden Sandboden eingetieft. Das zugehörige Fundmaterial verweist mit uneinheitlich gebrannter Kugeltopfware und rheinischer Importware aus Pingsdorf auf das 11. und 12. Jahrhundert.
Damit deutet sich an, dass der alte, unmittelbar nördlich der Pfarrkirche St. Felizitas gelegene Siedlungskern Lüdinghausens bereits im 11. Jahrhundert erweitert wurde. Den neuen Mittelpunkt bildete der Marktplatz, über den die Straße von Köln nach Münster verlief. Ausschlaggebend für diese Entwicklung dürfte das kaiserliche Privileg aus dem Jahre 974 gewesen sein, das der Abtei Werden für seine Besitzung Lüdinghausen das Markt- und Münzrecht verlieh.
Eine weitere Besonderheit: Angesichts des hohen Zeitdrucks der baubegleitend durchgeführten Untersuchung wird erstmals in Westfalen eine mittelalterlich/frühneuzeitliche Fundstelle vollständig photogrammetrisch erfasst und dokumentiert. Möglich macht das der Einsatz einer Flugdrohne, die für die entsprechenden Aufnahmen sorgt.
Wolfgang Essling-Wintzer/Rudolf Klostermann