Mittelalterlicher Meiler mit Überraschung

13.12.2016 Carolin Steimer

Der Grubenmeiler zeigte sich im Planum als tiefschwarze Anomalie, die durch einen ziegelroten Ring eingefasst war. Foto: LWL/H. Menne

Fast wäre ein wichtiger Zufallsfund den Archäologen entgangen

Als die Mitarbeiter der Außenstelle Olpe unlängst wieder auf ihrer Hausautobahn A45 unterwegs waren und auf Höhe Meinerzhagens nach Osten blickten, staunten sie nicht schlecht: Hier war gerade der Bagger auf der Fläche eines geplanten Gewerbegebietes unterwegs und schob großflächig die Erde ab.

Dabei war hier eigentlich eine archäologische Begleitung der Bodeneingriffe bei der Erschließung des Gewerbegebietes gefordert. Aus gutem Grund: Hier gibt es verschiedene Hinweise auf alten Bergbau, Wegetrassen und sogar auf einen Richtplatz. Und tatsächlich: Dr. Eva Cichy entdeckte bei einer Besichtigung der Baustelle eine große runde und tiefschwarze Anomalie. Diese wurde am folgenden Tag von Dr. Manuel Zeiler und Hermann Menne archäologisch ausgegraben. Sie identifizierten die Struktur als mittelalterlichen Grubenmeiler.

Nachdem die Planumssituation erfasst und dokumentiert worden war … Foto: LWL/H. Menne

Grubenmeiler sind wichtige technische Anlagen des Mittelalters zur Produktion des energiereichsten Brennstoffs der Epoche: Holzkohle. Die mittelalterlichen Köhler gruben zunächst eine einfache Grube von ungefähr einem Meter Durchmesser in den gewachsenen Boden. Dann stellten sie mittig ein Rundholz senkrecht auf und stapelten drumherum Holzscheite dicht an dicht. Danach wurde das gesamte Paket mit Stroh oder ähnlichem und schließlich mit Erde bedeckt – wobei das zentrale Rundholz oben heraus schaute.

Nach Fertigstellung der Abdeckung wurde das Rundholz heraus gezogen und es entstand auf diese Weise eine schachtförmige Lücke zwischen den gestapelten Hölzern in der Mitte der Grube. In diesen Schacht füllte der Köhler von oben glühende Holzkohle ein, wodurch der Grubenmeiler entzündet wurde und die Holzkohleproduktion begann. Der Köhler musste ständig den vielstündigen Brennprozess prüfen. Denn einerseits mussten Luftzufuhr und Glühtemperaturen ausreichend für die Verkohlung sein, andererseits konnte zu viel Sauerstoff und Hitze zum Verbrennen der Charge führen.

 

… wurde der Befund in der Hälfte geschnitten. Dadurch entstand ein Profil, mit dem der Befund gedeutet werden konnte. Foto: LWL/M. Zeiler

Der Grubenmeiler aus Meinerzhagen war an seiner Sohle noch gut erhalten und seine durch die Hitze rot verziegelten Wände gut erkennbar. Der Köhler hatte einstmals den Meiler ausgeräumt, weswegen nur noch Asche und ein Gemisch aus Erde und Holzkohleflitter bei der Ausgrabung angetroffen wurden. Überraschend lagen aber in der Verfüllung sogar Gefäßscherben. Sie stammen von einem Gefäß, das in das 13. oder noch in den Anfang des 14. Jahrhunderts datiert. Ein seltener Fund, denn normalerweise sind Grubenmeiler fundleer.

Im Umfeld des Meilers konnten keine weiteren archäologisch relevanten Strukturen ausgemacht werden – die Abschiebearbeiten waren bereits zu gründlich. Daher wird nicht mehr geklärt werden können, ob hier vielleicht mehrere Meiler existierten oder ob der Meiler womöglich sogar Teil einer Verhüttungswerkstatt war.

Dr. Manuel Zeiler