Mein FSJ bei der LWL - Archäologie

23.04.2020 Carolin Steimer

Bad Driburg, Glasfabrik. Foto: LWL/B. Grundmann

Alte Fundamente, Knochen, Münzen, bemalte Keramik und vieles Spannende mehr kommt auf Dich zu, wenn du Dich für ein FSJ bei der LWL - Archäologie für Westfalen entscheidest.

Im Folgenden werde ich Dir einen Einblick in mein FSJ geben. Ich gehe auf generelle Informationen ein und berichte über meine Tätigkeiten und Erfahrungen im Innen- und Außendienst.

Am 1. September 2019 begann ich mein Freiwilliges Soziales Jahr im Bereich der Denkmalpflege. Ich werde im Referat für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie eingesetzt. Das Team ist sehr nett, offen und macht jeden Arbeitstag zu einem aufregenden Erlebnis. Ich habe hauptsächlich mit Grabungstechnikern und Archäologen zu tun. Ich gebe zu, anfangs hatte ich kaum eine Ahnung von Archäologie, aber ich habe mich schnell zurechtgefunden und viel gelernt.

Im Innendienst ist meine Aufgabe die Fundbearbeitung. Dazu gehört Funde waschen, sortieren, beschriften und katalogisieren. Bei den meisten Funden handelt es sich um Keramik, Tierknochen, Glas und Eisen. Befund- und Fundlisten sowie Zeichnungen müssen digitalisiert werden, mithilfe von Computerprogrammen wie BricsCad, Adiuvabit und Excel. Falls Du noch nicht so gut mit diesen umgehen kannst, ist das nicht schlimm, denn Du wirst es in kurzer Zeit lernen.

Vreden, Markt 1. Freilegung eines Holzbrunnens. Foto: LWL/D. Becker

Was gibt´s noch zu tun?

Zur Abwechslung findet die Arbeit auch im Außendienst statt. Oft fahre ich mit ein bis zwei Kollegen auf Dienstreise zu Ausgrabungen. Einmal war ich zum Beispiel anderthalb Monate auf „Montage“ in Bad Driburg, inklusive Übernachtung. Dort haben wir eine alte Glasfabrik ausgegraben. Generell lerne ich auf Ausgrabungen einiges über Sedimentarten, den Aufbau von alten Gebäuden, wie man einen Grabungsschnitt anlegt, und vieles mehr.

Wir benutzen bei den Ausgrabungen Werkzeuge wie Schaufel, Spaten, Kratzer, Kelle und Handfeger. Zuerst unternehmen wir einen Grobputz, beispielsweise von Mauerwerken, indem wir sie freilegen und grob das umliegende Sediment entfernen. Es folgt der sorgfältige Feinputz mit Fugenkratzer und Besen, damit jeder einzelne Bruch- oder Backstein, die Mauerwerkstechnik sowie mögliche Mauerfugen erkennbar sind.

Sobald ein Bodendenkmal vollständig freigelegt und geputzt wurde, gehen wir zur Dokumentation über. Dazu gehören Fotodokumentation, digitale Vermessung mit dem Tachymeter sowie Profil- und Planumzeichnungen.

  • Bad Driburg, Glasfabrik. Grboputz von Schächten. Foto: LWL/B.Grundmann

  • Baggereinsatz. Foto: LWL/B.Grundmann

  • Knochenwäsche. Foto: LWL/F. Pauluschke

Teamwork. Foto: LWL/B. Grundmann

Außergewöhnliche Erlebnisse

Auf Ausgrabungen muss man Wind und Wetter trotzen und sie können körperlich anstrengend sein, machen aber großen Spaß. Und am Ende freut man sich sehr über das Ergebnis! Da man Bodendenkmäler aus dem Mittelalter und der Neuzeit hauptsächlich in Stadtkernen findet, bekommt man im Außendienst viele verschiedene Städte zu sehen. Ich war bisher in Bad Driburg, Beckum, Senden, Vreden und Warendorf. Viele Baustellen müssen archäologisch begleitet werden. Wenn man sich mit den Bauarbeitern gut versteht, kommt man auch schon mal in den Genuss, einen großen Bagger fahren und bedienen zu dürfen. Ein besonderes Erlebnis!

Warendorf, Zuhornstraße. Anfertigung einer Profilzeichnung. Foto: LWL/M. Thede

Netzwerke und Freundschaften aufbauen

Neben der Arbeit in der Einsatzstelle finden alle paar Monate fünftägige Jugendbauhütten-Seminare statt, wo man alle anderen Freiwilligen aus den übrigen Einsatzstellen trifft. Ich freue mich immer total darauf, da unsere Gruppe sehr gut harmoniert und wir viele spannende, spaßige und lehrreiche Aktivitäten unternehmen. Bisher haben wir zusammen das Schloss Senden renoviert und jeder hat eine Intarsie entworfen. Wir lernen dort viel über Baustilkunde, Denkmalpflege, aber auch unsere Fähigkeiten im sozialen Miteinander werden gefördert und gestärkt. Dadurch vertraue ich meinen Kompetenzen mehr und werde sicherer im Umgang mit Menschen.

Im Großen und Ganzen kann ich das FSJ auf jeden Fall weiterempfehlen, da ich sehr viel Spaß habe und spannende lehrreiche Erfahrungen sammle. Vor allem wenn Du Dich für Denkmalpflege, Archäologie, aber auch einfache handwerkliche praktische Arbeit interessierst, solltest Du dieses FSJ machen.

Text: Freya Pauluschke, FSJlerin bei der LWL-Archäologie