Dass während der Umbauarbeiten im Bereich des ehemaligen Wassertores im Süden Attendorns (Kr. Olpe, Südwestfalen) ältere Baurelikte zu Tage treten würden, war von Anfang an recht sicher, so dass eine durchgängige archäologische Begleitung durch Mitarbeiter:innen der Außenstelle Olpe eingeplant wurde. Bereits der erste Leiter der Außenstelle Olpe, Philipp R. Hömberg (1939-2001), hatte hier 1985 kleinräumige Sondagen unternommen und dabei spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Baustrukturen des Tores erfassen können.
Das Wassertor im Süden Attendorns war eine repräsentative Anlage, die während des späten Mittelalters und der frühen Neuzeit aus einem dem Haupttor und einer nach außen vorgelagerten Toranlage mit zwei Türmen sowie einem dazwischen befindlichen Zwinger bestand, einer sog. Doppeltoranlage. Die unteren Mauerteile des Zwingers befinden sich unterhalb den heutigen Gartenmauern noch im Boden und wurden nun im ersten (westlichen) Bauabschnitt erneut erfasst, ebenso wie eine darüber liegende Straßenpflasterung, die nach dem Abbruch der Toranlage im 19. Jahrhundert angelegt worden war. Somit gibt die heutige Straßenbreite der „Wasserstraße“ kurz vor der Innenstadt auch die Breite des spätmittelalterlich-frühneuzeitlichen Zwingers als Durchlass zur Stadt wider.
Bei den weiteren Freilegungsarbeiten kam dann jedoch noch ein weiteres Mauerelement zu Tage, das etwas schräg zu den Zwingermauern lag, sich nach Norden verjüngte und nach wenigen Metern nach Osten abknickte. Aufgrund seiner Lage und Ausrichtung war klar, dass dieses mit Mörtel stabilisierte, in den anstehenden Lehm bzw. Schotter gesetzte Fundament älter als die spätmittelalterlich-frühneuzeitliche Zwingertoranlage sein muss.