Nach der Flut

24.02.2023 Michael Baales

Werdohl: Die durch die Flut 2021 in Teilen noch immer zerstörte Infrastruktur erschwert mitunter das Vorankommen. – Foto: LWL-AfW Olpe/D. Riemenschneider

Nach der Flut

Archäologische Prospektionen im Schadensgebiet des Sauerlandes

Im Nachgang des Flut- und Hochwasserereignisses vom Juli 2021 begannen im darauffolgenden Frühling 2022, und geführt durch die LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Olpe, großräumige Erkundungen und Untersuchungen möglicher Schäden an der regionalen Bodendenkmalsubstanz im Sauerland. Bis zum Jahreswechsel 2022/2023 wurden dabei über zweihundert Fundstellen untersucht, was diese Prospektion zu einer der bisher größten in Westfalen macht. Im Regierungsbezirk Arnsberg rückten aufgrund der dort extremen Niederschläge vor allem der nördliche Teil des Märkischen Sauerlandes sowie große Teile des Hagener Stadtgebietes in den Fokus der Untersuchungen.

Hagen: Fotodokumentation einer durch die Flut angeschnittenen Schlackenhalde. – Foto: LWL-AfW Olpe/S. Sonntag

Unsere bisherigen Beobachtungen zeigen, dass insbesondere die Gewässer in den mittleren Hanglagen schwer betroffen sind. In den dortigen und für das Sauerland charakteristischen sog. Siepen befinden sich zahlreiche Fundstellen, die im Kontext der mittelalterlichen Eisenverhüttung stehen. Schlackenhalden und Meilerplätze, aber auch zahlreiche Pingen sind die hier üblicherweise häufig überlieferten archäologischen Strukturen im Gelände. Erwähnenswert ist auch, dass es bei den zahlreichen Geländeprospektionen zudem gelang, alte und nur ungenau kartierte Grabungsstellen des Lüdenscheider Heimatforschers Dr. Manfred Sönnecken wieder zu lokalisieren. Die Ergebnisse seiner Geländebegehungen der 1950er und 1960er Jahre sind bis heute eine wichtige Grundlage für die archäologische Forschung des mittelalterlichen Verhüttungswesens in dieser Region.

Hagen: Enorme Ausspülungen des Bachbettes, an einigen Stellen sammelt sich das angespülte Material. – Foto: LWL-AfW Olpe/D. Riemenschneider

Das unwegsame und steile Gelände gerade der zahlreichen Mittelhanglagen im Untersuchungsraum war mitunter nur sehr mühsam zu erkunden. Ein geländetaugliches Dienstfahrzeug half dabei enorm und bot die Möglichkeit, die notwendige Dokumentationsausrüstung mitzuführen. Doch viele Fundstellen sind nur zu Fuß zu erkunden. Dabei stellen die noch immer in Teilen schwer getroffene Infrastruktur als auch die durch den Borkenkäfer entstandenen großen Schadflächen des (bisher) für das Sauerland typischen Fichtenwaldes höchste Ansprüche an Mensch und Material. An manchen Steilwänden ist in direkter Gewässernähe der Schaden an der Landschaft so groß, dass selbst bereits bekannte Fundstellen auch zu Fuß nicht zu erreichen sind.

Hagen: Hochwasserereignis im Januar 2023. Von der Feuerwehr wurden bereits Maßnahmen zur Straßensicherung eingeleitet. – Foto: LWL-AfW Olpe/D. Riemenschneider

Im Januar 2023 ergab sich die Möglichkeit, die Auswirkungen einer ähnlichen, wenn aber auch deutlich schwächeren Hochwassersituation zu dokumentieren. Durch länger anhaltende Regenschauer stiegen die Pegel der Gewässer wieder sehr rasch an, sodass diese stellenweise erneut die Auen- und Uferbereiche überspülten. Dabei konnte an bereits dokumentierten Stellen unmittelbar beobachtet werden, welche Auswirkungen größere Wassermassen auf das angrenzende Gelände haben und welche Prozesse dabei vonstattengehen.

Das Projekt wurde erst durch Sondermittel des NRW-Ministeriums für Heimat, Kommunales, Bau und Gleichstellung ermöglicht.

 

Sebastian M. Sonntag M.A. & Daniel Riemenschneider B.A.