Wenn Männer weinen

25.06.2016 Carolin Steimer

Besucher beim ersten Rundgang im neuen Werburg-Museum in Spenge. Foto: Katja Burgemeister

Neues Werburg-Museum mit archäologischen Funden

Manchmal kann Archäologie auch zum Heulen sein. Jedenfalls dann, wenn echtes Herzblut im Spiel ist. Dann weinen auch gestandene Männer Tränen der Erleichterung und Freude. So geschehen bei der Eröffnung des Werburg-Museums in Spenge. Den Vorsitzenden des Werburg-Vereins Dr. Werner Best überkam es jedenfalls, als es nun endlich so weit war und sich die Ehrengäste in der Scheune der Burganlage mit Wurzeln im 15. Jahrhundert versammelt hatten. Jahrzehntelang hat er hier eigenhändig ausgegraben, schließlich viele Jahre für eine Restaurierung der zum Teil heruntergekommenen Burggebäude und für ein eigenes Museum gekämpft. In Zeiten mehr als knapper öffentlicher Kassen ein bemerkenswerter Erfolg, der mit zahllosen Sponsoren und viel ehrenamtlichem Engagement erreicht werden konnte.

 

Die Kanonenkugeln in einer interessanten Installation. Foto: Katja Burgemeister

Wie vermittelt man nun Archäologie und Geschichte in einem Atemzug für Familien und speziell für Kinder? Das war der Anspruch, den sich das neue Museum gestellt hat. Das Ergebnis ist eine kleine Offenbarung. Da ist das historische Küchenambiente an die Wände gemalt, im Durchgang glimmt ein Kamin, unter den Scherben des Essgeschirrs der Burgbesitzer lugt ein ausgestopfter Hase aus einem Bullauge hervor. In einer Ecke des Museums dürfen die Kinder und Erwachsenen mit der Kelle wie die echten Archäologen auf die Suche im Sand gehen und fündig werden. Für die Entdeckung gibt es eine Chipkarte, die wiederum den Weg zu weiteren spannenden Erlebnissen ebnet. Denn jetzt öffnet sich eine Schublade, in der die Keramikscherbe an das restliche Gefäß angepasst werden muss. Hier bekommen nicht nur die Kinder glänzende Augen! Auch in den nächsten Räumen verzaubern beschriftete Tafeln als Notizbücher oder für die Rechenaufgabe in der Schule, erzählt ein Paßglas abenteuerliche Geschichten von den Saufspielen der Burgbewohner, liegen Pfeifen, Schlittschuhe mit Kufen aus Knochen und noch viel mehr archäologische Funde in den Vitrinen. Sie alle wurden in der Restaurierungswerkstatt der Zentralen Dienste der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster für ihren musealen Auftritt vorbereitet. Jetzt glänzen sie neben ausgestopften Tieren der typischen Natur der Region, während im Hintergrund die Chipkarte Filme mit Geschichten aus dem Burgleben abspielen lässt und sich Museumsbesucher an ihrer Zielfähigkeit mit dem Pflastikpfeil versuchen.

  • Die Ehrengäste bei einem Rundgang durch das Museum.

  • Die erste "Ausgräberin" im Einsatz.

  • Ein restaurierter Schuh in der Ausstellung.

  • Ein schönes Detail vor dem Museumseingang.

  • Die Tierwelt der Region schaut aus Vitrinen-Bullaugen.

  • Zeugnisse für die Wintervergnügungen der Burgbewohner.

Alle archäologischen Funde hat Dr. Werner Best mit seinem Grabungsteam in den zurückliegenden Jahrzehnten selbst ausgegraben. Alle Exponate sind von den Restauratoren der Zentralen Dienste der LWL-Archäologie für Westfalen restauriert worden. Hier ist auch jedes einzelne Fundstück von der Scherbe bis zur Kanonenkugel erfasst und archiviert worden. 

Sämtliche Festredner waren sich einig in ihrer Begeisterung für das neue Museum, das jetzt nur noch viele neugierige Besucher braucht.

Mehr Informationen gibt es hier.