Zurzeit wird in Neuenrade der Bürgermeister-Schmerbeck-Platz neugestaltet. Im Zuge dessen mussten mehrere tiefe Bodeneingriffe vorgenommen werden. Dies rief die Olper Außenstelle der LWL-Archäologie für Westfalen auf den Plan, die die Arbeiten begleitete.
Das starke Interesse der Archäolog:innen für diesen Bereich der Neuenrader Innenstadt ist schnell nachvollziehbar, sobald man sich mit den historischen Quellen zu Neuenrade auseinandersetzt. Die Gründung der Stadt Neuenrade und ihrer Burg erfolgte bereits 1353 und beides wurde rasch planmäßig angelegt und befestigt. Möglicherweise stammt daher das heutige, für Neuenrade typische, markante Straßenbild. Zwischen dem 16. und 18. Jahrhundert litt Neuenrade unter mehreren Brandkatastrophen, ein Umstand, der die Bebauungen nachhaltig prägte. Bei Betrachtung der historischen Karten wie z.B. dem Urkataster von Neuenrade fällt auf, dass der heutige Bürgermeister-Schmerbeck-Platz einst bebaut war. Für die Archäologie ist das ein entscheidender Hinweis: Hier könnte die Vergangenheit schlummern!
Als Mitte Juli dann der Bagger endlich auf den Platz rollte, wurde die Vergangenheit tatsächlich geweckt: Nach gut 2,10 m Tiefe wurde eine Mauerkrone sichtbar! Vorsichtig und mit viel Geschick legten zunächst der Baggerfahrer mit schweren Gerät und anschließend die Fachkräfte der Außenstelle Olpe per Hand zwei ineinander verzahnte Bruchsteinmauern frei. Dabei wurde ersichtlich, dass es sich um einen Innenraum handelte, denn nach „Innen“ waren die vermörtelten Steine fein säuberlich, mit glatter Seite nach vorne in Lagen gesetzt worden, die sogenannte Schauseite. Nach „Außen“ hingegen lagen die Steine regellos, ja fast schon willkürlich übereinander.