Wissenschaftlicher Nutzen der RFA
Der erste Vorteil für die Archäologie ist offensichtlich: Es ist nun nicht mehr nur von der Erfahrung und Einschätzung der Verantwortlichen abhängig, welche Materialien korrekt erkannt werden. Aber die Nutzungsmöglichkeiten gehen weiter: Wenn Materialien auffällig rein sind, verweist dies oft auf eine neuzeitliche Fertigung – wie bei dem eberförmigen Zierblech aus Minden. Obwohl ein Bodenfund, zeigte die Analyse, dass der Fund nicht wirklich alt ist.
„Das war ein Sondengängerfund“ erinnert sich Julia Hallenkamp-Lumpe, Referentin der Außenstelle Bielefeld. Arne Homann, ein Kollege, hatte das Objekt eingeliefert. Es war von einer ehrenamtlichen Sondengängerin aus Schleswig-Holstein gefunden worden. Der Archäologe hatte die großflächige Prospektion geleitet – natürlich mit Genehmigung der LWL-Archäologie. „Ich musste die Begeisterung der Ehrenamtlichen etwas bremsen“, erzählt Homann. „Zwar sah das Stück von vorne aus wie eine Fibel aus Pyrmont, aber die Rückseite machte mich stutzig.“ In Bad Pyrmont wurde bei Ausbaggerung des „Brodelbrunnens“ 1863 einer der größten Schatzfunde des 3. Jh. n. Chr. gefunden – darunter auch Fibeln in Tierform, zum Beispiel ein Eber.
Bei der RFA-Untersuchung erwies sich: Der Experte hatte recht. Der Mindener Eber bestand aus fast reinem Messing – im 3. Jh. konnte Messing noch nicht so rein produziert werden. „Das muss also im 19. oder 20. Jahrhundert gemacht worden sein – vielleicht als Museumsandenken, nach dem Vorbild aus Bad Pyrmont“ schließt Eugen Müsch – und erzählt noch mehr: von einer vermeintlich römischen Statuette aus Steinfurt, die aus einer Zinklegierung besteht, die es in römischer Zeit nicht gab. Oder von einer korrodierten „Prunklanze“, aus modernem Metall und afrikanischem Holz, die in einem Bach bei Höxter gefunden wurde. Alles also wohl keine alten Funde. Jedoch hat jedes dieser Objekte seine eigene spannende Geschichte – und ein Teil von dieser ließ sich mit Hilfe des RFA-Geräts erhellen.