Archäologischer Nachweis einer frühen bäuerlichen Ansiedlung bei Meschede-Enste (Hochsauerlandkreis)

23.11.2015 Carolin Steimer

Bereits im Sommer 2014 konnten auf dem Gelände des zukünftigen Gewerbegebietes durch Suchschnitte erste urgeschichtliche Grubenbefunde angeschnitten werden (M. Baales)

Seit einigen Jahren wird westlich von Meschede das Gewerbegebiet Enste fortschreitend erweitert. Grund ist die gute Anbindung an die A 46. Bereits vor über einem Jahrzehnt wurden hier bei Bauarbeiten einige archäologisch relevante Grubenbefunde entdeckt, doch erst in diesem Herbst konnte erstmals eine größere zusammenhängende Fläche untersucht werden. Hier, an einen flach von Nordwest nach Südost zur Ruhr abfallenden Hang, der im Osten und Westen von zwei Bächen eingefasst ist, waren zuvor einige Oberflächenfunde – u.a. von dem verdienten Heimatforscher Reinhard Köhne aus Meschede – geborgen worden, die auf eine frühe Ansiedlung hindeuteten.

Daher beauftragte die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hochsauerlandkreis mbH noch 2014 die Fachfirma ABS aus Köln mit einer Voruntersuchung, die u.a. einige Gruben mit Keramikscherben freilegen konnte. Damit war klar, dass vor einer Entwicklung der Fläche eine größere archäologische Grabung notwendig wurde, da hier nach dem Denkmalschutzgesetz von NRW ein Bodendenkmal vorlag.
 

Freilegung der Grabungsfläche im Oktober 2015

Die Flächengrabung konnte noch im Herbst 2015 realisiert werden; hierzu wurde diesmal die Fachfirma Archaeonet aus Bonn beauftragt, die die Arbeiten zügig durchführte. Sie untersuchte eine Fläche von rd. einem Hektar und konnte dabei in einem bestimmten Bereich mehrere kleine Konzentrationen aus Pfostengruben sowie Lehmentnahme- bzw. Abfallgruben freilegen. Zwei größere und eine kleinere Ansammlung von Pfostengruben sind dabei als Standorte von Gebäuden zu identifizieren. Ein kleines rechteckiges Gebäude lässt sich bereits jetzt rekonstruieren. Offensichtlich befand sich hier eine kleine Hofstelle, zu der auch mehrere Gruben mit Abfallmaterial gehören.


Eine charakteristische Kegelstumpf-Speichergrube, von der nur ein geringer Rest der Basis überliefert war, dürfte in die Vorrömische Eisenzeit gehören. Einige Keramikscherben könnten dagegen bereits in die frühe Römische Kaiserzeit datieren. Aus mehreren Gruben konnten Keramikscherben geborgen werden, doch müssen diese, genau wie das Fragment einer kleinen zylindrischen Glasperle, erst noch näher analysiert werden.

Rest einer Kegelstumpfgrube der Vorrömischen Eisenzeit, in die später Brandschutt verfüllt wurde (Archaeonet)

Dies ist der erste Nachweis einer derartig frühen bäuerlichen Ansiedlung für diese Region. Vergleichbare Ansiedlungen sind aber kürzlich westlich bei Fröndenberg und östlich bei Winterberg untersucht worden. Interessant wird sein, diese Siedlungen mit den viel besser bekannten Ansiedlungen weiter im Norden am Hellweg und dem Lipperaum zu vergleichen.

Das Ergebnis von Meschede-Enste zeigt aber bereits jetzt, dass in dieser Region an den flachen Hängen des Ruhrtales mit weiteren Hofstellen dieser Art zu rechnen ist und wir bisher erst einen kleinen Einblick in diese Siedlungslandschaft gewinnen konnten.

Kategorie: Außenstelle Olpe