Die Ausgrabung zeigte zwei Siedlungsgruben mit Pfostenlöchern, bei denen es sich in einem Fall möglichweise um ein Grubenhaus handeln könnte. Die archäologischen Überreste setzten sich allerdings farblich nur so schwach vom anstehenden Boden ab, dass die genauen Ausmaße dieses kellerartig eingetieften Nebengebäudes nicht dokumentiert werden konnten.
Die dort aufgefundenen Keramikscherben ließen sich anhand der Verzierung gut datieren: So deuten die mit regelmäßigen Fingereindrücken auf und unterhalb des Randes verzierten, recht hart gebrannten Bruchstücke und Scherben, teilweise mit einem Schlickbewurf auf dem Gefäßunterteil zur besseren Handhabung der Gefäße, insgesamt in die ersten beiden Jahrhunderte nach Chr. Geb.
Zusammen mit den großflächig sich verteilenden Fundstellen beiderseits des Pfingststuhlweges können bisher mindestens drei Hofstellen der Jahrhunderte um Chr. Geb. rekonstruiert werden. Eine direkte Kontinuität oder gar ein gleichzeitiges Bestehen der Höfe ist aber eher unwahrscheinlich. Vielmehr ist davon auszugehen, dass die Höfe innerhalb dieses Zeitraumes immer nur etwa eine Generation bestanden. Die Ursache darin liegt u.a. daran, dass die Holzbauten mit den eingegrabenen Pfosten schon wegen der Bodenfeuchte nur wenige Jahrzehnte hielten. Die Siedlungsgunst des Ortes führte dazu, dass die Menschen sich immer wieder in diesem Areal ansiedelten. Bei der Grabung im Jahr 2000 konnte sogar bewiesen werden, dass nach wenigen Jahrhunderten wieder ein Hof an derselben Stelle errichtet wurde.
Bei der Erschließung des Gewerbegebietes am Pfingststuhlweg kam und kommt es wegen dieser 2.000 Jahren alten Siedlungslandschaft zu einer engen Abstimmung zwischen der städtischen Denkmalbehörde und der LWL-Archäologie für Westfalen, Außenstelle Bielefeld, die als Fachamt auch sämtliche Probeuntersuchungen und Ausgrabungen betreut. Vor jedem Bauprojekt am Pfingststuhlweg werden in mehreren Probeuntersuchungen zunächst die neu zu erschließenden Grundstücke auf Überreste von Bodendenkmalen untersucht. Danach wird entschieden, ob die jeweilige Fläche zur Bebauung freigegeben werden kann oder ob im Rahmen einer Ausgrabung zunächst die Überreste der Siedlungslandschaft im Boden zu dokumentieren sind und Funde geborgen werden müssen. Die Probeuntersuchungen, bei denen in langen Streifen der Oberboden mit dem Bagger abgetragen wird, zeigen dann gegebenenfalls auch schon, wie groß der Aufwand für die notwendige Ausgrabung ist. Bei einer frühzeitigen Abstimmung können auf diese Weise Bauherrn besser kalkulieren und eine Ausgrabung im Bauzeitenplan von Anfang an berücksichtigen.
Die aktuelle Grabung konnte bereits nach wenigen Tagen erfolgreich abgeschlossen werden. Nun werden die Scherben gewaschen und die Grabungsunterlagen in das Archiv der LWL-Archäologie eingepflegt. Wenn das Gewerbegebiet einmal vollständig bebaut ist, wird es auch ein neues Gesamtbild von der über 2000 Jahre alten Siedlungslandschaft am Pfingststuhl geben.
Text: Sven Spiong