Neue archäologische Befunde in Soest-Ardey

28.07.2016 Carolin Steimer

Frisch aufgebaggert: Ein Siedlungsbefund, der den Archäologen aus Olpe keine Freude machte (H. Menne)

… aber ein unerfreuliches Erlebnis

Der Soester Westen ist als ein während fast aller Epochen der Ur- und Frühgeschichte intensiv besiedeltes Areal schon lange bekannt. Die großflächigen Grabungen um den Teich bei Ardey, Am Rüenstert und Brinkenkamp haben Siedlungen aus der Jungsteinzeit, Vorrömischen Eisenzeit, Römischen Kaiserzeit und dem Früh- und Hochmittelalter ergeben, die die Soester Kollegen in Büchern und zahlreichen Artikeln publiziert haben.

Deshalb war klar, dass in diesem Gebiet bei den geplanten Bauarbeiten durch einen wichtigen Soester Arbeitgeber mit weiteren Befunden zu rechnen ist. Allerdings hätte der Bau so gestaltet werden können, dass der Bagger gar nicht erst in den Unterboden eingreift, sondern nur etwas Humus abträgt und dann aufgeschottert wird. So auch die Vorgaben der Stadtarchäologie Soest und der LWL-Archäologie im Rahmen des üblichen Beteiligungsverfahrens. Das spart Kosten für eine archäologische Dokumentation und erhält das Archiv im Boden; die Stadtarchäologie wollte die Arbeiten zudem überwachen. Daher sollten die Arbeiten absprachegemäß im August stattfinden, war der Stadtarchäologe Dr. Walter Melzer doch zwischenzeitlich im wohlverdienten Urlaub.

Und dennoch rollte der Bagger seit dem 20. Juli. Allerdings blieb dies nicht unbemerkt, und so wurde die LWL-Archäologie in Olpe auf den Plan gerufen. Es wurde vereinbart, am 22.7. gegen 9 Uhr die Situation mit dem Auftraggeber gemeinsam zu begutachten und dann alles weitere abzustimmen.

M. Baales bearbeitet notdürftig den vom Bagger freigelegten Befund, damit er provisorisch dokumentiert werden kann (H. Menne)

Um 8.45 Uhr waren die Archäologen vor Ort – und schon wieder rollte der Bagger, entgegen jeder Absprache. Es war zudem auf den ersten Blick klar, dass der Bagger auf der gesamten Fläche bis 15 cm tief in den anstehenden Boden eingegriffen und zum Zeitpunkt der Stilllegung einen deutlichen, großen schwarzen Befund, eine urgeschichtliche Siedlungsgrube, freigelegt hatte. Weitere archäologische Befunde waren ebenfalls zu erkennen. Daraufhin wurden die Arbeiten in Abstimmung mit der Stadt Soest vorübergehend eingestellt und der freigelegte, deutlich sichtbare Befund, der auf der Oberfläche urgeschichtliche Keramikreste erkennen ließ, in der Fläche notdürftig dokumentiert.

Es ist sehr bedauerlich, dass hier ohne Not ein Teil des Bodenarchivs zerstört und nun Mehrkosten verursacht wurden. Wir hoffen sehr, dass derartige undokumentierten Beeinträchtigungen unseres Bodenarchivs bald  der Vergangenheit angehören und danken dem aufmerksamen Soester Bürger herzlich für sein Engagement.