Nach einiger Zeit erhielten wir dann von Labor für Dendroarchäologie an der Universität zu Köln die überraschende Nachricht, dass der Baum rund 260 Jahre alt geworden war und der letzte vorhandene Jahrring in das Jahr 478 n. Chr. datiert. Weil bestimmt Teile des Baumes nicht mehr erhalten waren, musste Dr. Thomas Frank aus Köln aber einen gewissen Datierungsspielraum ansetzen, sodass der Baum zwischen 493 und 513 abstarb. Diese Datierung wurde mit einer zusätzlichen 14C-Analyse abgesichert. Sie bestätigte das Absterben des Baumes am Ende des 5. oder am Anfang des 6. Jahrhunderts.
Dieses Ergebnis war eine kleine Sensation, weil es aus der Zeit der Spätantike und des Frühmittelalters aus unserem Raum nur wenige archäologische Funde gibt, die man dendrochronologisch auswerten kann. Das heißt, dass auch die Jahrringkalender für diesen Zeitraum mit nur wenigen Proben hinterlegt sind. Der Baum aus Salzkotten ist daher ein besonders wertvoller Beitrag für Dendrochronologie und Archäologie.
Durch die Analysen von Prof. Dr. Renate Gerlach, Geoarchäologin vom LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland und Dr. Ursula Tegtmeier vom Labor für Archäobotanik der Universität zu Köln liefert der Baum auch neue Erkenntnisse zu der Umgebung, in der er vor etwa 1500 Jahren umstürzte. Er hatte an einem Flusslauf gestanden und war durch eine Uferunterspülung umgestürzt. Reste von Eichen- und Eschenästen sowie eine Haselnuss, die unter dem Baum gefunden wurde, zeigen, dass hier ehemals ein Auenwald gestanden hatte. Nachdem der Baum umgestürzt war, wurde er teilweise von Sediment umschlossen. Und weil der Boden in diesem Bereich dauerhaft feucht ist, konnte sich der Baumstamm in großen Teilen erhalten, obwohl er so nah an der Oberfläche lag.
Die Baumleiche von Salzkotten-Scharmede ist ein absoluter Glücksfall für die Wissenschaft und ein Beleg dafür, dass man bei einer archäologischen Ausgrabung immer wieder große Überraschungen erleben kann!
Text: Julia Hallenkamp-Lumpe