Letzte Jäger und Sammlerinnen im Listertal

30.07.2018 Carolin Steimer

Attendorn-Wamge, Mesolithische Steinartefakte. Pfeilspitzen (Mikrolithen) und Kerne (unten) von einer neuen Oberflächenfundstelle im Kreis Olpe. – Foto: M. Baales / LWL-AfW Olpe

Steinzeitliche Neufunde aus Attendorn-Wamge (Kr. Olpe)

Über die erfolgreiche Arbeit des engagierten Heimatforschers Gilbert Schmelter aus Attendorn habe ich an dieser Stelle schon einmal berichtet. 2016 konnte er die Besiedlungsgeschichte des Kreises Olpe mit einem überraschenden Neufund aus Lennestadt-Grevenbrück bis in die Zeit des Neandertalers zurückdatieren. Aus deutlich jüngerer Zeit stammen die Funde, die hier kurz vorgestellt werden sollen.

Auf der Pirsch nach neuen Fundstellen mit Relikten einer steinzeitlichen Besiedlung suchte G. Schmelter Anfang Juni dieses Jahres eine Ackerfläche westlich Wamge (Stadt Attendorn) auf. Der Ort war vielversprechend, liegt er doch zwischen den West-Ost verlaufenden Tälern der Lister (mit der heutigen Listertalsperre) und der weiter nördlich gelegenen Ihne auf einer sanft geneigten Hangfläche.

Und tatsächlich: das gut geschulte Auge entdeckte sogleich einige typische Steinartefakte aus dem regionalen Kieselschiefer, der hier schwarz oder auch bräunlich verändert vorliegt, und aus Baltischem Geschiebefeuerstein, der mit den eiszeitlichen Gletschern vor 160.000 Jahren bis ins Ruhrgebiet gelangt war, darunter kleine Feuersteingerölle als Transportvorrat. Die Menschen hatten also bereits einen weiten Weg hinter sich, als sie am Listertal eintrafen.

Sehr erfreulich ist, dass G. Schmelter auch einige aussagekräftige Pfeilspitzen bergen konnte. Das gelingt nicht immer. Es handelt sich dabei um eine einfache Spitzen (im Bild oben links) und drei an einer Kante durchgehend bearbeitete, dreieck- bis segmentförmige Stücke. Diese Mikrolithen genannten Pfeilspitzen sind charakteristische Formen der nacheiszeitlichen Jäger und Sammlerinnen der frühen Mittelsteinzeit (Frühmesolithikum, um 8.500 v. Chr.).

Daneben konnte er auch Kerne auflesen (im Bild unten), zwei flach-rechteckige aus Kieselschiefer und einen konischen aus Baltischem Feuerstein (im Bild unten rechts), die zeigen, das am Ort neue Gerätschaften hergestellt wurden, z.B. neue Steinspitzen für die Jagd mit Pfeil und Bogen. Hiervon zeugen auch viele Abfallstücke der Werkzeugherstellung. Einige verbrannte Steinstücke belegen die Anlage mindestens einer Feuerstelle.

Derartige mesolithische Fundstellen sind im Kreis Olpe bisher nicht häufig, etwa zwei Dutzend sind bekannt. Daher ist jeder Neufund sehr erfreulich. Und wir in Olpe sind dankbar, dass ehrenamtliche Mitarbeiter wie G. Schmelter sich dieser Aufgabe verschrieben haben, auch wenn diese Art der Heimatforscher immer seltener wird.

Michael Baales

Levallois-Kern aus Lennestadt

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