Feuchtigkeitsschäden am Mauerwerk des Südflügels der Klausur bedingten jetzt den Einbau einer neuen Drainage. Dafür musste ein ca. 1,20 m breiter und 86 m langer Grabens entlang der südlichen Außenwand angelegt werden. Die Arbeiten begleiteten die Archäologen des Referates für Mittelalter- und Neuzeitarchäologie. Dabei konnte ein gemauerter, bis zu 1,60 m unterhalb des ehemaligen Pflasters liegender Abzugsgraben freigelegt werden. Er setzte auf einer Strecke von 30 Metern westlich des Mittelrisalits des Südflügels an und verlief bis zu dessen SW-Ecke. Das kalkvermörtelte Mauerwerk wies einen Kern ebenso verarbeiteten Bruchsteinen sowie eine auf Sicht gearbeitete Mauerschale aus sorgfältig in Lagen versetzten, hammerrechten Sandsteinen auf. Die hangseitige, vom Gebäude abgewandte Mauerkante war unmittelbar gegen den ausgestemmten Fels gesetzt worden. Stellenweise waren noch große Sandsteinplatten erhalten, die auf der Sohle des Kanals mit einem Gefälle von knapp 6 % verlegt waren. Da sie in das Fundament des barockzeitlichen Südflügels einbanden, muss der Graben zeitgleich angelegt worden sein. Dieser erfüllte mehrere Aufgaben: Zum einen nahm er neben dem Traufenwasser der großen Dachfläche auch das Hangwasser auf, zum anderen ermöglichte er die Belichtung des im Westteil des Südflügels unter der Küche gelegenen Gewölbekellers. An der SW-Ecke des Südflügels mündete der gut 30 Meter lange Abzugsgraben in einen Kanal, der das Wasser unterirdisch in nordwestlicher Richtung ab- und vermutlich dem Mühlenkanal zuführte. Hier wurde noch ein weiterer unterirdisch geführter Kanal entdeckt, der in gut 1,40 m Tiefe entlang der W-Wand des Südflügels verlief. Wahrscheinlich wurde durch ihn das Regenwasser des Gästehauses (Westflügel) sowie der nördlichen Dachseite des Südflügels abgeführt.
Vor dem Ostteil des Südflügels fand sich in einer Tiefe von ca. 0,50 m unterhalb der heutigen Geländeoberfläche anstatt eines äquivalenten Abzugsgrabens lediglich ein Traufenpflaster. Es bestand aus polymorph gebrochenen Schiefer- und Grauwackeplatten, die bereits durch moderne Blitzableiter und Drainagen gestört waren, aber zweifelsfrei der Ausbauphase des Klosters in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts zugewiesen werden können. Das Pflaster war unmittelbar über dem anstehenden, hier stark verwitterten Fels verlegt worden.
Wolfram Essling-Wintzer