Zwischen Faustkeil und Flugzeugmotor

19.07.2019 Carolin Steimer

Eine meiner Kernaufgaben: Die Erfassung von Funden in der Datenbank (Foto: LWL/Gryz).

Rückschau auf mein Jahr im Zentralen Fundarchiv

Seit dem 1.September 2018 absolviere ich, Frederik Menne, meinen Bundesfreiwilligendienst im Zentralen Fundarchiv der LWL-Archäologie für Westfalen in Münster. Da ich mich seit jeher für vor- und frühgeschichtliche Archäologie interessiere, war mir klar, dass ich meinen Bundesfreiwilligendienst (BFD) auch gerne in diesem Bereich verrichten möchte. Aus diesem Grund habe ich das Internet nach Stellen mit eben diesem Schwerpunkt durchforstet und bin schließlich auf das Zentrale Fundarchiv in Münster-Coerde gestoßen.

Ursprünglich komme ich aus Olpe im Sauerland. Nun liegt meine Einsatzstelle etwa 135 km von meiner Heimatstadt entfernt und somit musste ich für die Zeit des Freiwilligendienstes eine Bleibe in Münster suchen, was sich anfangs als etwas schwierig herausstellte. Nach zahlreichen Besichtigungen gelang es mir jedoch, eine schöne Wohnung zu finden.

Speicher 12: Mein Arbeitsort (Foto: LWL/Wolpert).

Die Einrichtung liegt in der Speicherstadt, einer Anlage aus dem Zweiten Weltkrieg. Die Aufgabe des Archivs besteht darin, archäologische Funde aus ganz Westfalen, die im Zuge von Ausgrabungen oder Geländebegehungen zutage kommen, als schriftlose Quelle sicher aufzubewahren – von der Steinzeit bis zur Moderne. Neben den drei eigentlichen Archivetagen und einer wissenschaftlichen Fundbearbeitung umfasst das Gebäude auch eine Anlage zur digitalen Fundbeschriftung, eine Restaurierungswerkstatt zur Konservierung der Funde und eine Fotoabteilung, um professionelle Objektbilder zu erstellen.

In meinem Büro recherchiere ich nach weiteren Informationen zu Funen und Ausgrabungen (Foto: LWL/Gryz).

Meine Aufgaben als BFDler gestalten sich sehr vielfältig. Zu meinen Hauptaufgaben zählt die Katalogisierung von Funden mit der sogenannten Standort-Datenbank. Die Pflege der Datenbank stellt sicher, dass die bei uns gelagerten Funde stets wieder auffindbar und somit verwertbar sind.

Wenn man mit archäologischen Objekten arbeitet, findet sich hin und wieder auch mal etwas Besonderes, so zum Beispiel eine Brille aus dem 19. Jahrhundert. Anhand solcher Funde wie dieser Brille kann man viel über das Leben und die Umstände der Menschen in der jeweiligen Zeit herausfinden und erkennen, dass sich der Alltag der Leute damals nicht so sonderlich von dem unseren unterscheidet. Außerdem tätige ich auch einige Transportfahrten zu Museen, die für mich mit dem Vorteil eines kostenlosen Museumsbesuchs verbunden sind. Da das Fundarchiv seit diesem Jahr auch über ein neues Magazin auf dem Gelände der Speicherstadt verfügt, helfe ich beim Umzug und der Neuvergabe von Standorten für die Funde.

Bei der Anfertigung von Fotos müssen die Funde gut ausgeleuchtet sein (Foto: LWL/Gryz).

Wichtig ist auch die Arbeit mit der Kamera, um Funde bildlich für Fundkartons und Entnahmezettel festzuhalten. Dies erleichtert später auch deren Wiederfinden.

Zu den besonderen Momenten zählte eine Ausgrabung, an welcher ich im Rahmen meines Dienstes teilnehmen durfte. Der Ort der Grabung, ein Erschießungsplatz des Zweiten Weltkrieges, hinterlässt mich mit gemischten Gefühlen, jedoch ist es eine gute Erfahrung, einmal Teil einer Ausgrabung zu sein und hinter die Kulissen blicken zu dürfen.

Meine Löschgruppe bei der Freiwilligen Feuerwehr (Foto: Privat).

In meiner Freizeit bin ich bei der freiwilligen Feuerwehr aktiv. Dies wird auch von meiner archäologischen Einsatzstelle gewürdigt und ich bin für Lehrgänge, Übungen etc. freigestellt, was mir sehr entgegen gekommen ist. Die Tätigkeit innerhalb der Feuerwehr bereitet mir sehr viel Freude und ich kann es jedem weiterempfehlen, sich ehrenamtlich in diesem Bereich zu betätigen.

Mit solchen Rollwagen hole ich die Fundkartons aus dem Archiv an meinen Arbeitsplatz (Foto: LWL/Gryz).

Alles in einem bin ich sehr froh, mich für den BFD im Fundarchiv entschieden zu haben. Besonders hervorzuheben, ist die gute Arbeitsatmosphäre und das gesellige Miteinander unter den Kolleginnen und Kollegen, was die Arbeit jederzeit angenehm und spaßig gemacht hat. Mit einigen Kollegen habe ich mich auch nach Feierabend getroffen. Die Aufgaben sind sehr vielfältig und man bekommt einen guten Eindruck von der Arbeit in der Archäologie, sei es durch die Archivierung von Funden oder die Grabungstätigkeit draußen. Ich habe gelernt, dass die Archäologie sehr vielfältig sein kann und es viel Arbeit erfordert, die Funde zu bergen und so zu erhalten beziehungsweise zu lagern, dass man sie immer und jederzeit bewundern kann, sowohl in Museen, als auch im Archiv selbst. Daran erkennt man, wie vielschichtig die Archäologie heutzutage ist und nicht nur aus dem klassischen Ausgraben besteht, wie man es häufig im Fernsehen sieht oder in Zeitungen liest.

Das Zentrale Fundarchiv verfügt über 8 km laufende Regalmeter (Foto:LWL/Brentführer).

Jedem, der sich für Menschheitsgeschichte und Archäologie im Speziellen interessiert, kann ich den Bundesfreiwilligendienst bei der LWL-Archäologie für Westfalen nur empfehlen. Leider ist mein Bundesfreiwilligendienst fast beendet und mein Nachfolger steht bereits fest. Wer Interesse hat, ab Herbst 2020 einen BFD bei der LWL-Archäologie zu absolvieren, kann sich über die Internetseiten des Bundesfreiwilligendienstes bewerben oder direkt an die Zentralen Dienste der LWL-Archäologie für Westfalen wenden.

Text: Frederik Menne